Unter POSIX (Portable Open System Interface for Unix) versteht man eine Reihe von Standards auf Unix-Basis. Diese Standards gewährleisten die Kompatibilität und Interoperabilität von Anwendungen in einem heterogenen Netz. Ein heterogenes Netz besteht aus Rechnern von verschiedenen Herstellern sowie aus System- und Anwendersoftware von verschiedenen Softwareanbietern.
Der POSIX-Standard wurde vom Institute of Electrical and Electronics Engineers (IEEE) 1989 als nationaler amerikanischer Standard definiert. Anschließend wurde er vom X/OPEN-Konsortium erweitert und 1990 als internationaler Standard verabschiedet (X/OPEN Portability Guide IV).
Der X/OPEN Portability Guide IV, kurz auch XPG4-Standard genannt, umfasst 7 Bände, die u.a. Schnittstellendefinitionen zu Basisbetriebssystemen, Programmiersprachen, Datenverwaltung und Vernetzung enthalten. Das Betriebssystem BS2000/OSD unterstützt ab V2.0 die XPG4-Standards, die in den ersten beiden Bänden enthalten sind:
Band 1: System Interfaces and Headers (ca. 350 Programmschnittstellen)
Band 2: Commands and Utilities (ca. 200 Benutzerschnittstellen)
Zur Unterstützung dieser Schnittstellen wurde die POSIX-Funktionalität im BS2000 integriert. POSIX bezeichnet also sowohl den Standard vom IEEE als auch die BS2000-Funktionalität „POSIX“. Mit POSIX wurden die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zertifizierung nach dem XPG4-Standard geschaffen, die in zwei Stufen erfolgte: Ende 2008 erhielt BS2000/OSD von „The Open Group“ (vormals X/OPEN) das „XPG4 Base Branding“ (XPG4) und Mitte 1997 das Branding nach „XPG4 Unix profile“ (auch XPG4.2 oder UNIX95 genannt). Außerdem wurde BS2000/OSD mit seinem POSIX-Subsystem 1999 von „The Open Group“ als Internet Server zertifiziert.
Der Kern der POSIX-Funktionalität ist als privilegiertes BS2000-Subsystem realisiert. Dem Benutzer stehen die Bibliotheksfunktionen des XPG4-Standards über eine C-Bibliothek und eine definierte Menge von Kommandos über eine Shell (POSIX-Shell) zur Verfügung. Die C-Bibliothek ist Bestandteil des Produkts CRTE (Common Runtime Environment).
Mit POSIX lassen sich Anwendungsprogramme leicht portieren - unabhängig vom ausführenden Betriebssystem. Deshalb können XPG4-konforme Programme nach einer Neuübersetzung auch im BS2000 ablaufen.
Die POSIX-Programmschnittstellen werden parallel zu den BS2000-Programmschnittstellen angeboten. Die gemischte Nutzung von BS2000- und POSIX-Programmschnittstellen in einem Programm ist mit Einschränkungen möglich.