Vor dem Einstieg in die Einzelheiten der Durchführung soll zunächst nochmals auf die grundlegende Problematik bezüglich der Erfüllung der Leistungserwartungen hingewiesen werden:
Leistungserwartungen des einzelnen Anwenders
Die Leistungserwartungen des einzelnen Anwenders sind zeitlicher Natur (Antwortzeit, Verweilzeit). Die Zeitdauer für die Bearbeitung seiner Anforderungen an das IT-System wirkt sich direkt auf den Arbeitsfortgang und damit auf die "Produktivität" des Anwenders aus.
Die Bearbeitungszeitdauer setzt sich aus der Bedienzeit und der Wartezeit auf die entsprechenden Betriebsmittel zusammen. Während die Bedienzeit den unmittelbaren Betriebsmittelbedarf widerspiegelt, hängt die Wartezeit von der Auslastung der Betriebsmittel ab. Die Leistungserwartungen des Anwenders lassen sich daher umso leichter erfüllen, je geringer die Auslastung der Betriebsmittel ist.
Leistungserwartungen des Server-Betreibers
Die Leistungserwartungen des Server-Betreibers sind aus wirtschaftlichen Gründen auf die Erzielung eines maximalen "Systemdurchsatzes" (hohe Transaktions- bzw. Job-Durchsatzrate) ausgerichtet, worunter sich implizit die Forderung nach höchstmöglicher Auslastung der Betriebsmittel verbirgt.
Zur Erfüllung der Leistungserwartungen sowohl des einzelnen Anwenders als auch der Systembetreuung ist also immer ein Kompromiss erforderlich.
Trotz der verständlichen Forderung der Investitionsplaner nach höchstmöglicher Auslastung der Betriebsmittel haben sich in der Praxis verschiedene Richtwerte für die Auslastung der Betriebsmittel herauskristallisiert, die nach Möglichkeit nicht überschritten werden sollten.
Diese Richtwerte sind in den meisten Fällen keine technischen Grenzwerte. Ihre Überschreitung führt zu einer ineffizienten Nutzung des IT-Systems und erschwert die Erfüllung der Leistungserwartungen der einzelnen Anwender.
Maßgebend für die Vorgehensweise ist daher vor jeder Messung die Klärung, welche Leistungserwartungen nicht erfüllt werden:
Systemorientierte Leistungserwartungen (der Systemdurchsatz lässt zu wünschen übrig, d.h. die Leistung des gesamten IT-Systems ist unbefriedigend)
Kennzeichen dafür sind:
zu niedrige Transaktionsraten (als unmittelbares Ergebnis eines generell unbefriedigenden Antwortzeitverhaltens)
zu niedrige Durchsatzraten (allgemein zu lange Verweilzeiten der Aufträge)
Anwenderorientierte Leistungserwartungen (die Leistungserwartungen einzelner Anwender werden nicht erfüllt)
Kennzeichen dafür sind:
zu hohe Antwortzeiten für bestimmte Typen von Transaktionen
zu lange Verweilzeiten für bestimmte Aufträge
Liegt ein systemorientiertes Leistungsproblem vor, so sind die Ursachen dafür mit größter Wahrscheinlichkeit in der Überlastung eines oder mehrerer Betriebsmittel zu finden.
Beim Auftreten eines anwenderorientierten Leistungsproblems gilt es, die Gründe für zeitliche Verzögerungen bei der Behandlung spezieller Lastanforderungen herauszufinden.