Der Umstieg von Sendmail auf Postfix erfordert relativ wenig Aufwand, da der Postfix Mail-Server das Sendmail Alias-Datei-Format verwendet und außerdem die Kompatibilitätsprogramme sendmail, mailq und newaliases zur Verfügung stehen.
Für den Umstieg vom Sendmail-Server auf den Postfix Mail-Server bieten sich zwei alternative Vorgehensweisen an:
Postfix Mail-Server erst nach Deinstallation des Sendmail-Servers installieren.
Postfix Mail-Server parallel zu bestehender Sendmail Server-Installation installieren.
Postfix Mail-Server nach Deinstallation des Sendmail-Servers installieren
Wenn Sie den Sendmail-Server vor der Installation des Postfix Mail-Servers deinstallieren, müssen Sie sicherstellen, dass vor der Sendmail-Deinstallation die in der Mail-Queue des Sendmail-Servers (Default: /var/mqueue) enthaltenen Mails zugestellt werden. Dies ist erforderlich, weil Postfix ein zum Sendmail Queue-System inkompatibles Queue-System verwendet.
Gehen Sie wie folgt vor:
| Stoppen Sie den sendmail-Dämon. Starten Sie mit folgendem Kommando einen Sendmail-Lauf zum Leeren der Sendmail-Mail-Queue: /usr/sbin/sendmail -q |
| Falls noch Mails in der Sendmail-Mail-Queue verblieben sind: Unternehmen Sie gegebenenfalls weitere Zustellversuche oder löschen Sie die verbliebenen Mails. |
| Starten Sie die Installation des Postfix-Mail-Servers (siehe "Postfix-Server (SMTP-Server) installieren und deinstallieren"). |
Postfix Mail-Server parallel zu bestehender Sendmail Server-Installation installieren
Wenn sich das Bereinigen der Sendmail-Mail-Queue z.B. aufgrund temporär ausgefallener Mail-Server verzögert, empfiehlt es sich, die Sendmail-Installation zunächst bestehen zu lassen und parallel dazu einen Postfix-Mail-Server zu installieren.
Gehen Sie wie folgt vor:
| Starten Sie die Installation des Postfix-Mail-Servers (siehe "Postfix-Server (SMTP-Server) installieren und deinstallieren"). Wenn die Postfix-Installationsroutine einen installierten Sendmail findet, gibt sie eine Warnung aus. |
| Betätigen Sie die DUE-Taste. Damit ignorieren Sie die Warnung und die Postfix-Installation wird fortgesetzt. Die Postfix-Installationsroutine sichert das sendmail-Programm des Sendmail-Servers unter dem Pfad /usr/sbin/sendmail.renamed.by.MAIL:postfix und ersetzt es durch die Postfix-Variante. Findet die Postfix-Installationsroutine eine Datei /etc/mail/aliases oder /etc/aliases (z.B. aus einer früheren Sendmail-Installation), dann kopiert die Postfix-Installationsroutine diese Datei in das Postfix-Konfigurationsverzeichnis. Am Ende der Installation wird über den Skript-Aufruf /etc/init.d/MAIL.postfix start das newaliases-Programm für die Generierung der zugehörigen Index-Datei automatisch aufgerufen. |
| Starten Sie mit folgendem Kommando einen Sendmail-Lauf zum Leeren der Sendmail-Mail-Queue: /usr/sbin/sendmail.renamed.by.MAIL:postfix -q |
Vor der Postfix-Installation waren beim Sendmail-Server die Aufrufe /usr/sbin/mailq und /usr/sbin/newaliases Links auf das Sendmail-Programm. Nach erfolgreicher Postfix-Installation wird mit diesen Aufrufen jedoch die Postfix-Variante des Sendmail-Programms gestartet.
Wenn Sie auch nach erfolgter Postfix-Installation die auf Sendmail-Dateien und -Queues operierenden Sendmail-Varianten der Programme mailq und newaliases nutzen wollen, rufen Sie das Sendmail-Programm mit geeigneten Schaltern wie folgt auf:
/usr/sbin/sendmail.renamed.by.MAIL:postfix -bi für die newaliases-Funktionalität
/usr/sbin/sendmail.renamed.by.MAIL:postfix -bp für die mailq-Funktionalität
Postfix bietet kompatible Unterstützung für den benutzerspezifischen Alias-Mechanismus, der auf einer .forward-Datei basiert, die im Home-Verzeichnis des betreffenden Benutzers liegt. Somit sind bei einem Umstieg von Sendmail auf Postfix keine Änderungen an diesen Dateien erforderlich.