BS2000 kann die NTP-Funktionalität sowohl als Client als auch als Server nutzen.
Die als POSIX-Schnittstelle sowie als privilegierte TPR-Schnittstelle angebotene Funktion adjtime verändert im BS2000 die Systemzeit um einen bestimmten Wert.
Die Systemzeit steht dem Anwender über folgende Schnittstellen zur Verfügung:
GTIME (sowohl in TU als auch in TPR)
GDATE
Laufzeitroutinen von Hochsprachen
Das Time-of-Day-Register (TODR) wird im Rahmen einer solchen Synchronisation nicht angepasst.
Die eigentliche Anpassung der Systemzeit erfolgt in kleinen Schritten asynchron zum adjtime-Aufruf. Hierzu wird die Systemuhr für eine gewisse Zeit scheinbar beschleunigt oder verzögert, je nachdem, ob der Korrekturwert positiv oder negativ ist. Dabei ist garantiert, dass zwei aufeinander folgende Aufrufe zur Abfrage der aktuellen Zeit monoton aufsteigende Zeitwerte und keine Zeitsprünge liefern.
Der Vorgang zur Anpassung der Systemzeit um einen absoluten Wert von n Sekunden dauert 4*n Sekunden. Die Synchronisation durch NTP erfolgt im BS2000 frühestens nach 64 Sekunden mit dem aktuellen Offset-Wert.
Der Zeitpunkt des adjtime-Aufrufs wird durch folgende Faktoren bestimmt:
Aktuelle Abweichung der am eigenen System angezeigten Zeit gegenüber der maßgeblichen NTP-Server-Zeit. Bei geringer Abweichung wird das Polling-Intervall erhöht und somit die Synchronisationsfrequenz herabgesetzt.
Eingestellter minpoll-Wert, der das minimale Polling-Intervall spezifiziert. Hierbei ist der Speicherbedarf des adjtime-Aufrufs zu beachten.
Pro adjtime-Aufruf werden 8 KB CLASS4-Speicher sowie 8 KB CLASS3-Speicher benötigt. Die betreffenden Speicherbereiche werden jeweils 15 Minuten belegt.
Damit ergibt sich folgender Bedarf an CLASS4-Speicher:
Bedarf = (900 / sync_intervall) * 8 KB
Dabei spezifiziert sync_intervall den Abstand (in Sekunden) zwischen zwei von NTP angestoßenen Synchronisationsvorgängen.
Ein adjtime-Aufruf löst einen vorhergehenden adjtime-Aufruf in seiner Bearbeitung ab. Die Funktionalität von adjtime kann im BS2000 von mehreren privilegierten Nutzern beansprucht werden. Eine interne Vorrangbeziehung legt fest, wessen Aufträge zur Synchronisation ausgeführt werden und welche nicht. Der Vorrang gilt vom Zeitpunkt der Anmeldung einer höherprioren Instanz bis zu deren Abmeldung.
Der NTP-Server meldet sich mit seinem ersten adjtime-Aufruf an und wird implizit durch die Beendigung seiner Ablauftask abgemeldet.
Details der Vorrangregeln finden Sie im Handbuch "BS2000 - Einführung in die Systembetreuung", Kapitel "Systemzeit-Verwaltung"
Der höchstpriore Time Server wird von BS2000 bevorzugt, alle anderen Time Server kommen dann nicht zum Zug. Da dies von BS2000 nicht überprüft wird, muss der Systemverwalter eine organisatorische Regelung treffen.
Standardmäßig wird in die Dateien /var/adm/ntp.log und /var/adm/syslog protokolliert.
Während einer Sommer-/Winterzeit-Umstellung kann NTP im Einsatz bleiben.
NTP-Programme
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Programme für den Start des NTP-Dämons und zur Steuerung der NTP-Funktionalität.
Programm | Funktion | Seite |
ntpd | NTP-Dämon | |
ntpq | NTP-Status abfragen | |
ntpdate | Setzen von Datum und Uhrzeit | |
ntptrace | NTP-Server erfragen | |
ntpdc | NTP-Status abfragen (speziell) | |
sntp | Client für vereinfachtes (SNTP) Protokoll | |
ntp-keygen | Generierung öffentlicher und privater Schlüssel |