(file archiver)
Das Kommando tar bearbeitet Archivdateien. Archivdateien können nur im POSIX-Dateisystem - nicht auf Magnetbändern und -kassetten - abgelegt werden.
Die Aktionen werden durch den Operanden hauptoption beschrieben.
Das Kommando tar wurde aus dem XPG4-Standard zurückgezogen. Es wird durch das Kommando pax abgelöst.
In Zukunft sollte nur noch das Kommando pax verwendet werden, da tar nur noch aus Kompatibilitätsgründen unterstützt wird.
Syntax
tar hauptoption[ zusatzoption...][ datei] |
Hauptoptionenhauptoption besteht aus einem Funktionszeichen, das mit oder ohne Bindestrich angegeben werden kann. Unmittelbar anschließend können ein oder mehrere Zusatzoptionen (siehe "tar Archivieren von Dateien (file archiver)") angegeben werden. hauptoption kann eines der folgenden Zeichen sein:
(c- create) Ein neues Archiv wird generiert. Die angegeben datei oder Dateien werden an den Beginn des Archivs geschrieben.
(r - replace) Die angegebene datei oder Dateien werden an das Ende des Archivs angefügt.
(u - update) Die angegebene datei oder Dateien werden an das Ende des Archivs angefügt, wenn sie noch nicht im Archiv vorhanden sind, die Zeit der letzten Änderung im Archiv früher liegt als die Zeit der letzten Änderung der zu archivierenden Datei.
(t - table) tar gibt ein Inhaltverzeichnis des Archivs aus. Die Namen der angegebenen datei oder Dateien werden auf die Standard-Ausgabe geschrieben, falls die Datei im Archiv vorhanden ist. Sind keine Dateien angegeben, werden die Namen aller im Archiv befindlichen Dateien auf die Standard-Ausgabe ausgegeben.
(x - extract) Steht die Datei mit relativen Pfadnamen im Archiv, so wird sie in das aktuelle Dateiverzeichnis kopiert. Steht die Datei mit absoluten Pfadnamen im Archiv, wird sie in das entsprechende Dateiverzeichnis kopiert, falls dieses vorhanden ist. Ist die angegebene Datei ein Dateiverzeichnis, so werden alle darin enthaltenen Unterverzeichnisse (rekursiv) kopiert. Existiert die angegebene Datei noch nicht in dem Dateiverzeichnis, in das sie kopiert werden soll, so wird die Datei mit folgenden Attributen angelegt:
Existiert die Datei bereits, so werden die Zugriffsrechte nicht verändert. Befinden sich mehrere Dateien mit gleichem Namen im Archiv, so überschreibt die letzte die vorangegangenen. |
ZusatzoptionenDie folgenden Zeichen können als zusatzoption unmittelbar an die hauptoption angefügt werden. Dabei ist folgendes zu beachten:
(v - verbose) Der Name jeder bearbeiteten Datei wird auf die Standard-Fehlerausgabe geschrieben. Dem Namen wird ein Zeichen vorangestellt, der die Art der Bearbeitung anzeigt:
Anschließend an den Dateinamen wird die Größe der Datei in Blöcken ausgegeben. Wird die zusatzoption v bei der hauptoption [-]t verwendet, so werden die Zugriffsrechte sowie Eigentümer und Gruppe der Datei ausgegeben.
(w -what) tar erwartet für jede Datei eine Bestätigung, bevor die der angegebenen hauptoption entsprechende Bearbeitung durchgeführt wird. Sie erhalten die folgende Ausgabe:
tar erwartet nach dem Doppelpunkt Ihre Eingabe. Nur wenn Sie bestätigen (sprachabhängig mit Ist w nicht angegeben, so werden die Bearbeitungen ohne Rückfrage durchgeführt.
(f - file) Der erste angegebene datei-Operand (bzw. der zweite, falls b bereits angegeben ist) wird als Name des zu bearbeitenden Archivs interpretiert. Ist der angegebene Name '-' (Bindestrich), so wird das Archiv auf die Standard-Ausgabe geschrieben bzw. von der Standard-Eingabe gelesen. Dadurch kann tar auf beiden Enden einer Kommando-Pipe verwendet werden:
Ist f nicht angegeben, so wird die Standard-Archivdatei verwendet, die mit der Shell-Variablen TAPE festgelegt ist.
tar verfolgt symbolische Verweise. Ist h nicht angegeben, so bearbeitet tar nur den symbolischen Verweis, nicht aber die zugehörige Datei.
(l - link ) tar meldet, wenn ein Verweis auf andere Dateien nicht aufgelöst werden kann. Ist l nicht angegeben, so wird keine Meldung ausgegeben.
(m - modification date/time) tar setzt beim Kopieren der angegebenen Datei aus dem Archiv die Zeit der letzten Änderung für die Kopie auf das aktuelle Datum und Uhrzeit. Ist m nicht angegeben, so wird das im Archiv gespeicherte Datum und Uhrzeit übernommen.
(o - owner) Die aus dem Archiv kopierte Datei erhält als Eigentümer den Benutzer, der tar aufgerufen hat. Die Gruppe dieses Benutzers wird der Datei ebenfalls zugewiesen. Ist o nicht angegeben, so werden die im Archiv für die Datei gespeicherten Eigentümer und Gruppe übernommen.
Pfadname einer Datei oder eines Dateiverzeichnisses, die/das in ein Archiv geschrieben werden soll (hauptoption -c,-r oder -u), aus einem Archiv gelesen werden soll (hauptoption -x) oder aufgelistet werden soll (hauptoption -t). Ist datei der Name eines Dateiverzeichnisses, so werden die entsprechenden Aktionen auf alle Dateien und Unterverzeichnisse (rekursiv) dieses Verzeichnisses angewandt. Ist die zusatzoption f angebenen, so wird der erste datei-Operand als Archivname interpretiert. |
Variable
TAPE bestimmt den Namen des Archivs, der verwendet wird, falls die zusatzoption f nicht angegeben ist. |
Internationale Umgebung
Die folgenden Umgebungsvariablen beeinflussen die Ausführung des Kommandos tar: LANG Gibt einen Standardwert für die Variablen für die internationale Umgebung an, die nicht gesetzt oder Null sind. Ist LANG nicht gesetzt oder Null, wird der entsprechende Standardwert der internationalen Umgebung verwendet. Enthält eine der Internationalisierungsvariablen eine ungültige Einstellung, verhält sich das Kommando so, als sei keine der Variablen definiert worden. LC_ALL Ist diese Variable auf einen Wert gesetzt, d. h. ist sie nicht leer, überschreibt dieser Wert die Werte aller übrigen Internationalisierungsvariablen. LC_CTYPE Legt die internationale Umgebung für die Interpretation der Byte-Folgen eines Datentexts als Zeichen fest (z.B. Singlebytezeichen im Unterschied zu Mehrbytezeichen in Argumenten und Eingabedateien) sowie die Einteilung der Zeichen in Groß- und Kleinbuchstaben und deren Übereinstimmung. LC_COLLATE Beeinflusst die Sortierreihenfolge. LC_MESSAGES Legt die internationale Umgebung für Format und Inhalt der Diagnosemeldungen fest, die in die Standardfehlerausgabe geschrieben werden. NLSPATH Legt den Pfad der Meldungsdateien für LC_MESSAGES fest. |
Beispiel 1
Archivdatei erzeugen:
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Beispiel 2
Inhaltsverzeichnis einer Archivdatei auf Standard-Ausgabe ausgeben:
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Beispiel 3
Dateien aus einer fremden Archivdatei in das aktuelle Dateiverzeichnis einlesen: (1) $ id uid=3010(VSC0) gid=3030(VSCG0) (2) $ tar tvf /home/vsx/vsx1/km/example.TAR Tar: blocksize = 20 USTAR format archive rw-r--r-- 3001/3002 883 May 28 13:29 2008, ./pos_examp/file1 rw-r--r-- 3001/3002 1766 May 28 13:30 2008, ./pos_examp/file2 rw-r--r-- 3001/3002 2649 May 28 13:30 2008, ./pos_examp/file3 (3) $ tar xvfo /home/vsx/vsx1/km/example.TAR Tar: blocksize = 20 USTAR format archive tar: . : exists - no update x ./pos_examp/file1, 883 bytes, 2 tape blocks x ./pos_examp/file2, 1766 bytes, 4 tape blocks x ./pos_examp/file3, 2649 bytes, 6 tape blocks (4) $ ls -lR total 8 drwxr-xr-x 2 VSC0 VSCG0 2048 May 28 13:42 pos_examp ./pos_examp: total 24 -rw-r--r-- 1 VSC0 VSCG0 883 May 28 13:29 file1 -rw-r--r-- 1 VSC0 VSCG0 1766 May 28 13:30 file2 -rw-r--r-- 1 VSC0 VSCG0 2649 May 28 13:30 file3
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Hinweis: Austausch von tar -Archiven zwischen Unix-Systemen und BS2000
In Unix-Systemen erstellte tar-Archive liegen im ASCII-Format vor. Da POSIX die Dateien jedoch standardmäßig im EBCDIC-Format behandelt und eine normale ASCII-EBCDIC-Konvertierung der Archivdateien nicht möglich ist, kann der Austausch von Archivdateien nur über ASCII-Dateisysteme erfolgen. Im Folgenden sind die möglichen Vorgehensweisen kurz erläutert: Variante 1 (mit NFS) Das tar-Archiv ist auf dem Unix-System gespeichert und in POSIX zugreifbar (montiert über NFS). Wenn die Shell-Variable IO_CONVERSION mit YES belegt ist, kann das tar-Archiv mit automatischer Konvertierung in das POSIX-Dateisystem entpackt werden. Variante 2 (ohne NFS) In POSIX ist ein ASCII-Dateisystem anzulegen (siehe Handbuch "POSIX Grundlagen für Anwender und Systemverwalter" [1], Beschreibung zum POSIX filesystem marker = n bei Install POSIX subsystem). Die Dateien in einem solchen Dateisystem werden bei Nutzung der Shell-Variablen IO_CONVERSION=YES als ASCII-Dateien behandelt. Das tar-Archiv muss binär vom Unix-System in ein solches POSIX-Dateisystem übertragen werden. Anschließend kann bei automatischer Konvertierung in ein POSIX-EBCDIC-Dateisystem entpackt werden. |
Siehe auch
ar, cpio, pax |