Grundzustand ohne externe Zeitsynchronisation
Innerhalb des SE Servers besitzen MU, SU x86, HNC sowie die optionalen AUs jeweils ein eigenes Zeitmanagement.
Bei der Installation des SE Servers stellt der Service die genaue Uhrzeit im BIOS-Setup einer jeden Unit ein. Die MU wird standardmäßig als NTP-Server für SU x86 und HNC über das MCNPR konfiguriert. MU und AU verwenden standardmäßig die im jeweiligen Basis-System lokal eingestellte Zeit. Wenn Abweichungen an MU, SU x86 oder HNC auftreten, kann der Administrator im SE Manager die lokale Zeit an der MU manuell korrigieren (unter Hardware -> Units -> <mu> -> Management -> Systemzeit).
An einer AU erfolgt eine Zeitkorrektur mit den Mitteln des eingesetzten Betriebssystems (im Standardfall Linux).
Für die BS2000-Systeme ist auf SU /390 die SVP-Zeit bzw. auf SU x86 die Linux-Zeit der SU x86 als Zeitbasis von Bedeutung (siehe „Zeitsynchronisation im BS2000"). Für die Betriebssysteme, die auf XenVMs auf SU x86 ablaufen, ist die Linux-Zeit der SU x86 als Zeitbasis von Bedeutung (siehe „Zeitsynchronisation in XenVM-Systemen"). Deshalb wird im Folgenden nur die Zeitsynchronisation der SU betrachtet. Die Zeitsynchronisation einer Application Unit ist mit den Mitteln des eingesetzten Betriebssystems möglich.
Zeitsynchronisation der SU mit einem NTP-Server
Wenn über das Netzwerk MANPU/MONPU ein Server mit einer genaueren Systemzeit erreichbar ist, kann die lokale Systemzeit über NTP (Network Time Protocol) mit diesem Server synchronisiert werden. Sobald der Administrator diesen Server als NTP-Server der MU eingetragen hat, startet ein NTP-Prozess, der die lokale Zeit periodisch mit der Zeit des NTP-Servers abgleicht:
Wenn beim Start eine Abweichung von mehr als 0,1 Sekunden besteht, stellt der Prozess die Uhrzeit „hart“ ein (auf Millisekunden genau).
Beim anschließenden periodischen Zeitvergleich werden eventuelle Zeitunterschiede „weich“ angeglichen. Die lokale Zeit bleibt dadurch bis auf wenige Millisekunden genau.
Dieser Prozess wird neu gestartet, wenn sich die NTP-Konfiguration oder die Erreichbarkeit des NTP-Servers ändert (z.B. nach Verbindungsausfall wieder erreichbar).
Im Wesentlichen genügt es, einen (externen) NTP-Server an der MU zu konfigurieren.
Der SE Manager zeigt die aktuelle NTP-Konfiguration an, siehe Abschnitt „Systemzeit einstellen (Zeitsynchronisation oder lokal)". Neben Status und aktueller Zeitdifferenz wird auch die Zeitgenauigkeit des NTP-Servers angezeigt. Die Zeitgenauigkeit des NTP-Servers, die NTP-Serverqualität Stratum, wird in Qualitätsstufen von 1 bis 15 angegeben. Die beste NTP-Serverqualität mit der Stufe 1 besitzt eine Funkuhr.
Der Administrator kann auch mehrere NTP-Server eintragen. In diesem Fall wählt der NTP-Prozess einen aktuell erreichbaren Server, der die beste Zeitgenauigkeit besitzt.
NTP-Konfiguration im Management Cluster
In den MUs des Management Clusters sollte ein externer Zeitserver konfiguriert sein.
Wenn kein externer Zeitserver konfiguriert ist oder dieser nicht erreichbar ist, wird die Uhrzeit aller Units zur lokalen Zeit der MU1 des eigenen SE Servers synchronisiert.
Wenn ein externer Zeitserver konfiguriert (MU1 und MU2) und dieser erreichbar ist, werden alle Units (HNC und SU x86) zur MU1 des eigenen SE Servers synchronisiert. Falls die MU1 nicht erreichbar ist, werden alle Units zur MU2 des eigenen SE Servers synchronisiert.
In allen Units werden die MUs des eigenen SE Servers und die MU1 des ersten SE Servers als NTP-Server eingetragen.
Eingetragen wird die IPv6-Adresse im Netz MCNPR.
Die MU1 im ersten SE Server erhält den Stratum-Wert 7.
Jede weitere MU1 erhält den Stratum-Wert 8.
Jede MU2 erhält den Stratum-Wert 9.
Zeitsynchronisation im BS2000
Für die Zeitsynchronisation im BS2000 ist an SU x86 zunächst die Basis-Software X2000 verantwortlich. X2000 emuliert für BS2000 die auf /390-Architektur verwendeten Uhren Time of Day Register TODR und SVP-Uhr, wobei die SVP-Uhr immer die aktuelle Linux-Zeit liefert.
Für die Zeitsynchronisation im BS2000 ist an SU /390 die MU verantwortlich, die mit dem SVP der SU /390 aktiv kommuniziert. Von dieser MU erhält die SVP-Uhr der SU /390 immer die aktuelle Linux-Zeit.
BS2000 synchronisiert sich automatisch mit der SVP-Uhr – und damit mit der Linux-Zeit. Da der Befehl zum Lesen der SVP-Zeit die Millisekunden vernachlässigt, kann sich eine Ungenauigkeit von bis zu einer Sekunde ergeben. Falls diese Ungenauigkeit zu hoch ist, kann ein NTP-Anschluss auch innerhalb von BS2000 sinnvoll sein.
Die Synchronisation der Linux-Zeit über einen NTP-Server wirkt sich automatisch auch für das BS2000 aus. Wenn der NTP-Server eine NTP-Serverqualität mit Stratum <= 4 besitzt und die aktuelle Zeitdifferenz kleiner als eine Sekunde ist, wird dem BS2000 angezeigt, dass die Linux-Zeit Funkuhr-genau vorliegt (siehe SYNCHRONISATION in der Ausgabe des Kommandos /SHOW-SYSTEM-INFORMATION INFORMATION=*SYSTEM-TIME-PARAMETER).
Wenn die Linux-Zeit nicht mit einem NTP-Server synchronisiert ist, können alle sonstigen Synchronisationsinstanzen in BS2000 (NTP oder XCS) zur Wirkung kommen.
Eine NTP-Instanz in BS2000 mit Stratum <= 4 ist immer hochrangiger als eine SVP-Zeit mit Funkuhr (entspricht einer Linux-Zeit mit Stratum <= 4).
Auswirkungen bei Änderung der Systemzeit an der Server Unit
Bei Änderungen im Zeitmanagement der Server Unit können in folgenden Fällen mehr oder weniger große Zeitsprünge entstehen:
beim manuellen Setzen der lokalen Zeit (wenn kein NTP-Server konfiguriert ist)
beim erstmaligen Eintragen eines NTP-Servers (ggf. auch beim Ändern der NTP-Konfiguration)
In der laufenden BS2000-Session wirken sich Zeitsprünge wie folgt aus:
Die geänderte Uhrzeit wird an BS2000 weitergegeben. Alle 15 Minuten vergleicht BS2000 seine Zeit mit der SVP-Uhr. Wenn dabei eine Zeitdifferenz festgestellt wird, erfolgt die Anpassung über einen Zeitraum, der ca. 4-mal so groß wie die Zeitdifferenz ist (d.h. eine Anpassung von 2 Minuten dauert 8 Minuten). Deshalb kommen Zeitänderungen an der Server Unit in BS2000 mit entsprechend großer Verzögerung an.
BS2000 nimmt eine Zeitänderung bis zu maximal 15 Minuten an.
Bei einem Zeitsprung <= 15 Minuten erfolgt die Zeitanpassung ohne Meldungen. Bei einem größeren Zeitsprung erfolgt keine Zeitanpassung. Eine Konsolmeldung weist darauf hin, dass die BS2000-Session ab jetzt nur noch mit der eigenen Zeit aus dem TODR läuft. Im Abstand von 15 Minuten vergleicht BS2000 immer wieder die Zeiten, synchronisiert aber nur bei einer Zeitdifferenz kleiner 15 Minuten.
Details zum Konfigurieren der Systemzeit an der MU finden Sie im Abschnitt „Systemzeit einstellen (Zeitsynchronisation oder lokal)".
Weitere Details zur Systemzeit-Verwaltung in BS2000 finden Sie im Handbuch „Einführung in die Systembetreuung“ [10].
Zeitsynchronisation in XenVM-Systemen
Beim Start der XenVM übernimmt das darauf gestartete Betriebssystem die aktuelle Linux-Zeit für seine lokale Zeiteinstellung. Die lokale Zeit ist im weiteren Ablauf des XenVM-Systems unabhängig von der Zeitkonfiguration der Server Unit und kann nur mit Mitteln des aktuellen Betriebssystems korrigiert werden. Dabei kann die Zeit entweder manuell gesetzt oder über einen NTP-Server synchronisiert werden. Solche Einstellungen wirken aber immer nur für die laufende Session.
Details zum Konfigurieren der Systemzeit an der MU finden Sie im Abschnitt „Systemzeit einstellen (Zeitsynchronisation oder lokal)".
Weitere Details zur Systemzeit-Verwaltung entnehmen Sie der Dokumentation des eingesetzten Betriebssystems.