Zugriffsschutz bezeichnet die Regeln, nach denen in einem DV-System Subjekte auf Objekte zugreifen können und die Methoden, mit denen die Einhaltung dieser Regeln sichergestellt werden kann.
BS2000 OSD/BC
BS2000 OSD/BC stellt Zugriffsschutzmechanismen für Objekte, die vom DVS (Dateiverwaltungssystem) verwaltet werden können, zur Verfügung. Das DVS stellt die Objektverwaltung für Dateien dar, die die Objekte des DVS sind.
Für Dateien gibt es folgende Schutzmechanismen:
Begrenzter Pubset-Zugriff
Durch Verteilung von Benutzerkennungen auf unterschiedliche Pubsets kann ein Schutz vor unerlaubtem Zugriff auf Objekten, z.B. Dateien, jeweils anderer Pubsets erreicht werden (siehe auch Kapitel „BS2000-Benutzerverwaltung" und Kapitel „Pubset-Verwaltung").Standard-Zugriffskontrolle (USER-ACCESS/ACCESS)
Mit dem Zugriffsschutzmechanismus der Standard-Zugriffskontrolle (mit den Operanden ACCESS und USER-ACCESS der Kommandos CREATE-FILE und MODIFY-FILE-ATTRIBUTES) legt der Benutzer Zugriffsrechte für sich und andere fest (siehe "Standard-Zugriffskontrolle (ACCESS/USER-ACCESS)").Einfache Zugriffskontroll-Liste (Basic Access Control List, BACL)
Mit dem Zugriffsschutzmechanismus der BACL legt der Benutzer Zugriffsrechte auf Objekte, z.B. Dateien, für eine differenzierte Menge von Subjekten fest (siehe "Einfache Zugriffskontroll-Liste (BACL)"). Die Zugriffsrechte Lesen (read), Schreiben (write) und Ausführen (exec) können für jede der Benutzerklassen Owner, Group und Others getrennt vergeben werden.Kennwort
Für jede seiner Dateien kann der Benutzer Kennwörter (Lese-, Schreib- und Ausführungs-Kennwort) vereinbaren. Vor der Verarbeitung kennwortgeschützter Dateien ist das entsprechende Kennwort anzugeben. Kennwörter können auf Wunsch verschlüsselt werden (siehe "Kennwörter und Schutzfristen").Dateiverschlüsselung
Der Benutzer kann eine Datei in eine verschlüsselte Form umwandeln und dabei ein Crypto-Kennwort (wie ein „normales“ Kennwort, jedoch 8 Zeichen lang) vorgeben. Der Zugang zum Dateiinhalt ist dann nur noch nach Vorgabe des richtigen Crypto-Kennwort möglich (siehe "Dateiverschlüsselung").
Verschlüsselte Dateien haben kein Kennwort für Lesen oder Ausführen, sind aber sonst mit allen anderen Zugriffsschutzmechanismen kombinierbar.
- Schutzfrist
Ein Benutzer kann seiner Datei eine Schutzfrist zuordnen, innerhalb der diese Datei nicht geändert werden darf (siehe "Kennwörter und Schutzfristen").
Sicherheit mit Kryptografie
Das BS2000-Subsystem CRYPT bietet kryptografische Funktionen für BS2000-Nutzer an. Es verwendet standardisierte, offene Schnittstellen zur Ver- und Entschlüsselung von Daten, siehe Handbuch „CRYPT“ [9]. CRYPT benötigt keine spezielle Hardware.
Erweiterter Zugriffsschutz mit SECOS
Das Softwareprodukt SECOS (Komponente GUARDS) stellt ein komfortables und flexibles Verwaltungsinstrument zur Verfügung, mit dem für Objekte wie Dateien, Bibliotheken, Bibliothekselemente oder weitere Objekte verschiedener Objektverwaltungen Zugriffsbedingungen definiert und bewertet werden können. Der Zugriffsschutz für die genannten Objekte wird dabei über so genannte Guards realisiert, die Zugriffsbedingungen aufnehmen. Zugriffsbedingungen werden von Objektverwaltungen (DVS, LMS, JVS, HSMS, SRPM, usw.) abgefragt. Je nach Ergebnis der Auswertung gestattet die Objektverwaltung dann dem Subjekt den Zugriff oder nicht.
Verwendung der Schutzmechanismen
Die folgende Tabelle zeigt, welche Objekttypen mit welchem Schutzmechanismus geschützt werden können:
Schutzmechanismus Objekt | Begrenzter | ACCESS | BACL | Kennwort | Dateiver- | Schutzfrist | GUARDS | |
Datei1 | public | + 2 | + | + | + | + | + | + |
temporär | - 3 | - | - | - | + | - | - | |
privat | - | + | + | + | - | + | - | |
Band | - | + | - | + | - | + | - | |
Dateigenerations- | Index public, | - | + | + | + | + | + | + |
Index public, | - | + | + | + | - | + | + | |
Index privat, | - | + | + | + | - | + | - | |
Jobvariable | permanent | + | + | + | + | - | + | + |
temporär | - | - | - | - | - | - | - | |
Bibliotheks-Element4 | - | - | + | - | - | - | + | |
FITC-Port | - | - | - | - | - | - | + | |
Storage-Klassen | - | - | - | - | - | - | + | |
HSMS-Managementklassen | - | - | - | - | - | - | + |
Tabelle 32: Schutzmechanismen für Objekte
1 Ist Datei eine Bibliothek, siehe „Besonderheiten bei Bibliothekszugriffen"
2 + bedeutet: Schutzmechanismus anwendbar
3 - bedeutet: Schutzmechanismus nicht anwendbar
Wie die Tabelle zeigt, können manche Objekte mit mehreren Schutzmechanismen geschützt werden. Von den Schutzmechanismen ACCESS/USER-ACCESS, BACL und GUARDS kann jeweils nur einer für ein Objekt wirksam sein (siehe nächsten Abschnitt). Alle übrigen Schutzmechanismen gelten zusätzlich.
Hierarchie von Datei-Schutzmechanismen
Beim gleichzeitigen Einsatz der Schutzmechanismen ACCESS/USER-ACCESS, BACL und GUARDS für dasselbe Objekt könnten widersprüchliche Situationen entstehen. Um diese zu vermeiden, gilt folgende Hierarchie:
Wenn der Schutz eines Objektes über Guards definiert ist, dann gelten ausschließlich die in den Guards festgelegten Zugriffsbedingungen. Eine ggf. für das Objekt definierte BACL und die Schutzattribute ACCESS/USER-ACCESS bleiben unberücksichtigt.
Wenn kein Guardschutz für ein Objekt definiert ist, aber eine BACL, dann gilt die in der BACL festgelegte Schutzeinstellung. Die Schutzattribute ACCESS und USER-ACCESS bleiben unberücksichtigt.
Wenn der Schutz eines Objektes weder mit Guards noch mit BACL geregelt ist, dann werden für den Schutzmechanismus die Schutzattribute ACCESS und USER-ACCESS herangezogen.
In allen Fällen gelten zusätzlich der begrenzte Pubset-Zugriff, der Kennwortschutz, die Dateiverschlüsselung und die Schutzfrist.
Bild 19: Schutzmechanismen für Dateien auf einem Pubset
Jede Datei und jede Jobvariable kann durch einen oder mehrere Schutzmechanismen gesichert werden. Die Zugriffsrechte sind mit folgender Priorität wirksam:
Guards
BACL
Standard-Zugriffskontrolle
Von den drei Schutzmechanismen wird genau einer bei jeder Überprüfung einer Zugriffsberechtigung herangezogen. Das ist derjenige, der in der Hierarchie am höchsten steht und der aktiviert ist.
Besonderheiten bei Bibliothekszugriffen
PLAM-Bibliotheksdateien können als Ganzes wie eine Datei geschützt werden. Davon unabhängig können Bibliothekselemente mit der LMS-Anweisung MODIFY-ELEMENT-PROTECTION geschützt werden.
Beim Zugriff auf Bibliotheken und Bibliothekselemente ist daher Folgendes zu beachten:
Der Zugriff auf einzelne Bibliothekselemente wird durch die mit MODIFY-ELEMENT-PROTECTION festgelegten Schutzmechanismen geregelt. Unabhängig vom Elementschutz ist dieser Zugriff jedoch nur möglich, wenn die Bibliotheksdatei in ihrer Gesamtheit gelesen werden darf.
Beim Zugriff auf eine Bibliothek in ihrer Gesamtheit (mit ARCHIVE, mit File-Transfer oder mit dem DVS-Kommando COPY-FILE) gilt Folgendes:
Ist die Bibliothek weder durch eine BACL noch durch Guards geschützt, kann auf sie zugegriffen werden wie auf eine beliebige Datei.
Für den Zugriff auf eine Bibliothek, die durch eine BACL oder ein Guard geschützt ist, können die Zugriffsregelungen folgender Tabelle entnommen werden:
Bibliothek enthält mindestens
ein Element, das mit einer
BACL oder einem Guard
geschützt istBibliothek enthält kein
Element, das mit einer BACL oder
einem Guard geschützt istZugriff
durchEigentümer
* 1
*
Miteigentümer
*
*
Andere
Zugriff verboten
*
Tabelle 33: Zugriffsregelungen beim Zugriff auf Bibliotheken
1 * bedeutet: Zugriff hängt von den Zugriffsregelungen der gesamten Bibliothek ab