Lebenszyklus eines Bandes im Data Center
Neue Bänder, die im lokalen Data Center eingesetzt werden sollen, müssen vor ihrem erstmaligen Gebrauch registriert und initialisiert werden.
Der Bandverwalter nimmt die neuen Bänder in den Katalog der bereits existierenden Bänder auf. Dieser Katalog kann mit unterschiedlichen Mitteln realisiert und verwaltet werden. Zur Automatisierung wird das Softwareprodukt MAREN (MAREN-Katalog) empfohlen. Die neuen Bänder werden z.B. mit dem BS2000-Dienstprogramm INIT initialisiert.
Der Operator benötigt die Information, welche Bänder neu verfügbar sind.
Erst danach kann der Operator Bandanforderungen für diese Bänder bearbeiten.
Sobald eine Anwendung Daten auf ein Band geschrieben hat, darf der Operator dieses Band für keine andere Anwendung montieren, außer er wurde vom Bandeigentümer dazu ermächtigt. Ein von einer Anwendung genutztes Band ist prinzipiell so lange für diese Anwendung reserviert, bis sie sich (d.h. der Benutzer der Anwendung, also der Bandeigentümer) entscheidet, das Band nicht länger zu nutzen. Kriterium für die Eigentümerschaft ist die Benutzerkennung, unter der die Anwendung gestartet wurde. Wenn das Band freigegeben wird, muss der Benutzer den Bandverwalter darüber informieren, dass das Band jetzt wieder von anderen Anwendungen genutzt werden kann.
Die Freigabe kann auch automatisch geschehen, wenn der Benutzer einverstanden ist, dass der Bandverwalter nach Ablauf eines festgelegten Zeitraumes das Band wieder verwendet.
Ist ein Band freigegeben und kann es von anderen Anwendungen benutzt werden, erfordert der Datenschutz, dass die noch gespeicherten Daten gelöscht oder gegen den Zugriff durch die nächste Anwendung geschützt werden. Deshalb muss das Band neu initialisiert werden.
Ohne MAREN muss der Bandverwalter den Operator über den aktuellen Status der Bänder informieren, die für Bandanforderungen zur Verfügung stehen:
das Band kann einer Anwendung neu zugewiesen werden (neu oder freigegeben)
das Band darf ausschließlich von der bereits zugewiesenen Anwendung genutzt werden
das Band darf von der bereits zugewiesenen Anwendung und von anderen genutzt werden
Bänder in verschiedenen BS2000-Systemen
Die Verteilung der Bänder auf verschiedene BS2000-Systeme ist abhängig von der Organisation im Data Center. Einige mögliche Beispiele sind:
Die BS2000-Systeme sind eindeutig Abteilungen (oder Kunden) zugeordnet und die Ressourcen sind voneinander getrennt.
Die BS2000-Systeme werden den verschiedenen Kunden des Data Centers entsprechend der Auslastung zugewiesen. Die Ressourcen werden gemeinsam genutzt.
Als Ressourcen können die Bänder wie folgt verwaltet werden:
in einem gemeinsamen Pool für alle BS2000-Systeme
getrennt nach BS2000-Systemen
getrennt nach Kunde
In diesem Fall empfehlen sich Listen mit Informationen, an welchem System sich das Band befindet.
Die Bänder, die für Neureservierungen verfügbar sind, sind in einem Freibandpool zusammengefasst. Bänder, die von einer Anwendung reserviert werden, werden der Benutzerkennung zugeordnet, die die Anwendung gestartet hat. Die Organisation kann noch verfeinert werden, indem ein bestimmter Bereich von Archivnummern z.B. für eine Benutzergruppe oder nach anderen Kriterien (z.B. Jobnamen, Dateinamen) reserviert wird.
Einige Freibandpools können für Standardanwendungen des BS2000-Systems (z.B. HSMS/ARCHIVE) reserviert werden. MAREN kann die Pools anderer Systemprogramme verwalten.
Beispiele für die Organisation von Bändern
Die freien Bänder liegen in einem gemeinsamen Freibandpool und sind für alle Benutzer auf allen BS2000-Systemen verfügbar.
System 1
System 2
USER1
USER2
USER3
USER1
USER3
USER4
Reserviert
Frei
gemeinsamer Freibandpool
Die freien Bänder sind auf jedem BS2000-System in Pools für bestimmte Benutzer bzw. Benutzergruppen aufgeteilt. Jeder Benutzer kann Bänder nur aus dem ihm zugeteilten Pool reservieren.
System 1
System 2
USER1
USER2
USER3
USER1
USER3
USER4
Reserviert
nur in Pool1
nur in Pool2
nur in Pool3
nur in Pool4
nur in Pool5
Frei
Pool1
gemeinsamer Pool2
Pool3
Pool4
Pool5
Die Bänder und BS2000-Systeme verschiedener Kunden des Data Centers werden zu so genannten Domänen gruppiert, so dass jeder Benutzer nur innerhalb seiner Domäne arbeiten kann.
Domäne_1
Domäne_2
System 1
System 2
System 3
System 4
USER1
USER2
USER2
USER3
USER4
USER5
Reserviert
Frei
gemeinsamer Pool
Der Bandverwalter muss die verfügbaren Ressourcen gemäß den Bedürfnissen der Kunden verteilen. MAREN ermöglicht die Verwaltung und die Überwachung der Nutzung von Bändern gemäß spezieller Anforderungen.
Die Regelung für die Freigabe von Bändern (Freigabedatum, Retention Period) kann vom Bandverwalter festgelegt und auf Anforderung des Benutzers geändert werden. Die Regelung bestimmt auch, wie der Übergang vom Status „Reserviert“ in den Freibandpool erfolgen soll.
Neben dem Nutzungsaspekt muss der Bandverwalter auch darauf achten, dass die Daten auf den Bändern innerhalb des Reservierungszeitraums erhalten bleiben. Die Datensicherheit wird durch gesetzliche Bestimmungen, die die Aufbewahrung von Daten über einen längeren Zeitraum vorschreiben, erweitert.
Die Lebensdauer der magnetischen Aufzeichnung kann geringer sein als die vorgeschriebenen Aufbewahrungsfristen der aufgezeichneten Daten. In diesem Fall müssen die Daten „aufgefrischt“, d.h. entweder neu geschrieben oder auf ein anderes Band kopiert werden.
Ein weiteres Problem, auf das der Bandverwalter achten muss, ist die Abnutzung der Bänder bei häufigem Gebrauch. Die intensive Nutzung eines Bandes kann zu Schäden führen, die die Aufzeichnungsqualität verringern. Dann treten öfter Lese-/Schreibfehler („read-error“ oder „sequence-error“) oder Fehler beim Montieren („load check“) auf. Deshalb muss der Bandverwalter auf die Nutzungshäufigkeit achten, ggf. rechtzeitig die Daten auf ein neues Band kopieren und „alte“ Bänder aussortieren.
Lagerort von Bändern
Um den Operator bei der Suche nach bestimmten Bändern in einem großen Data Center zu unterstützen, muss der Bandverwalter den Ablageort der Bänder aufzeichnen. Diese Information wird als Lagerort der Bänder bezeichnet. Jeder Lagerort ist durch die Eigenschaften Name, Nutzungsart (manuell / automatisch), Standort (lokal / remote) gekennzeichnet.
Auch Bandgeräte werden Lagerorten zugeordnet, den sogenannten Device-Depots. Die Device-Depots werden in BS2000 vereinbart und verwaltet (Kommando ADD-DEVICE-DEPOT).
Bänder, die in der Nähe von manuell bedienten Bandgeräten gelagert werden, sollten einem Lagerort für diese Bandgeräte zugeordnet werden, damit der Operator die Bänder in der Nähe der Bandgeräte findet, auf denen sie montiert werden sollen. Dabei muss der Lagerort der Bandgeräte (das Device-Depot) denselben Namen tragen wie der in MAREN definierte Lagerort für die Bänder.
Insbesondere bei Einsatz von Archivsystemen müssen die im Archivsystem verwendeten Bandgeräte demselben Lagerort zugeordnet werden wie die Bänder des Archivsystems. Dies gilt auch für die virtuellen Bänder in virtuellen Archivsystemen (z.B. ETERNUS CS).
Anwendungen können die Ablage von Bändern in den gewünschten Lagerorten explizit anfordern. Lagerorte können auch mit den Dienstprogramm MARENLM oder über MAREN-Exits einer Anwendung zugeordnet werden.
Verlagerung von Bändern
Bänder, die sich in einem Ladesystem befinden, sind nicht automatisch dem dafür definierten Lagerort zugeordnet. Der Bandverwalter kann ggf. die Lagerortzuordnung dieser Bänder verändern, um diese temporär vorliegende Situation den Anwendungen, die diesen Lagerort nutzen, bekannt zu geben.
Bänder, die zur Archivierung oder Sicherung beschrieben wurden, werden in einen sicheren Raum (z.B. in ein Brandarchiv) transportiert. Dieser Raum wird durch einen eigenen Lagerort repräsentiert, dessen Bestand vom Bandverwalter entweder manuell oder von MAREN aufgezeichnet wird.
Die Verlagerung von Bändern muss von eigenen Aufzeichnungsmethoden begleitet werden.
Entweder werden Bänder von einem Lagerort zu einem anderen Lagerort innerhalb des Data Centers verlagert oder sie werden an ein anderes Data Center („remote Data Center“) verschickt.
Beide Arten der Verlagerung können manuell oder automatisch von MAREN aufgezeichnet werden. Bei der automatischen Aufzeichnung muss MAREN den Operator mit der Verlagerung bzw. dem Transport beauftragen. Dieser Auftrag wird über Konsolmeldungen und den
Ausdruck spezieller Formulare realisiert. Zum einen wird die Verlagerung vom Tape Operator bestätigt (er gewährleistet, dass die Aktion durchgeführt wird), zum anderen zeichnet MAREN die Veränderung des Lagerortes auf.
Lagerorte und typische Aktionen in einem Data Center